Samstag, 31. März 2018

31.03.2018
4. Liga (D)
Hessen Kassel - Stuttgarter Kickers 3:0
Auestadion (Kassel)
2.000 Zuschauer (120 Gäste)
Vierter Heimsieg in Folge! Die große Hoffnung auf den Klassenerhalt lebt weiter, weil mit den Stuttgarter Kickers ein direkter Konkurrent geschlagen wurde, dem an diesem Samstag im Auestadion klar aufgezeigt wurde, dass Kassel im Moment deutlich besser drauf ist. Die Formtabelle spricht für den KSV, das Restprogramm auch. Nun liegen die Löwen acht Punkte hinter den Kickers, die auf dem vermutlich entscheidenden Rang 14 liegen. Der KSV hat aber zwei Spiele weniger absolviert. Es scheint nicht mehr komplett utopisch, das noch aufzuholen.
Stuttgart, das von etwa 120 Schlachtenbummlern begleitet wurde, hatte im gesamten Spiel nicht eine einzige Torchance. Kassel machte hinten einfach dicht und wurde nach vorne immer wieder gefährlich. Eins zu null durch Evljuskin, der im zweiten Heimspiel in Folge traf. Zwei zu null per Elfmeter durch Albrecht, der nach einem Foul an Dawid sicher verwandelte. Drei zu null durch Bravo-Sanchez, der gefühlvoll über den Torwart zum Traumtor schlenzte. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Gäste aber längst schon aufgegeben.
Die Stimmung war entsprechend gut und fröhlich, aber so richtig laut wurde es selten, dazu fehlten an diesem Nachmittag die Spannung und die Gänsehautmomente. Es war eher so, dass die gesamte KSV-Familie ein entspanntes Osterfest miteinander feierte. Zwischendurch kam das Maskottchen in den Block und verteilte Süßigkeiten an die Kinder. Ganz anders war die Gemütslage in der Südkurve. Die Kickers-Fans rollten einige Minuten vor dem Abpfiff schon ihre Fahnen ein und diskutierten danach noch lange mit der Mannschaft.

Sonntag, 25. März 2018

25.03.2018
11. Liga (D)
SC Lerchenberg - Vorwärts Orient Mainz 1:4
Sportplatz Lerchenberg (Mainz)
25 Zuschauer (20 Gäste) 
Dreihundert! So viele Fußballstadien habe ich mit dem heutigen Tag besucht. Und eigentlich hatte ich mir zum Jubiläum etwas besonderes ausgedacht. Entweder ein Besuch bei Hanau 93, dem ältesten Fußballverein Hessens, der in dieser Woche selbst seinen 125. Geburtstag feierte. Oder Rot-Weiß Walldorf, denn diesen Verein hatte ich im Jahr 1992 beim Spiel in Kassel als ersten Verein überhaupt in meinem Leben gesehen. Da hätte es auch ganz gut gepasst, heute einen Kreis zu schließen. Doch im Leben kommt es manchmal anders.
Jedenfalls kam ich später als erhofft in Mainz weg und dann war ja auch noch Zeitumstellung. Und so stand ich um 14 Uhr am Mainzer Hauptbahnhof und wusste: Das klappt nicht mehr. Aber das Frühlingswetter war einfach zu schön, um sich zu Hause hinzusetzen und der verpassten Chance hinterherzutrauern, also fuhr ich zu einem gut erreichbaren Alternativspiel. Den SC Lerchenberg hatte ich auch schon seit geraumer Zeit auf dem Zettel. Dass dort nur 11. Liga geboten wurde, störte mich nicht. Hauptsache ich bekam einen Platz in der Sonne.
Seit dem Bau der Mainzelbahn kann man auf Schienen den Lerchenberg hinauf fahren, worauf ich mich freute, denn so weit war ich mit der neuen Bahn noch nie gefahren. Doch ausgerechnet heute gab es Schienenersatzverkehr. Nun ja. Dennoch erreichte ich den Sportplatz pünktlich und staunte nicht schlecht: Wo waren denn die Zuschauer? Die Gäste aus dem Orient hatten 20 Leute mitgebracht, da konnte man nichts sagen, aber bei Lerchenberg zählte ich nur vier Menschen. Ich als einziger Neutraler vor Ort komplettierte zur Zuschauerzahl von 25.
Selbst bei zweiten Mannschaften gibt es doch immer noch Angehörige, die mitfahren, aber vielleicht ist in der 11. Liga dann doch irgendwie die Schmerzgrenze erreicht. Der Sportplatz ist ein besandeter Kunstrasen mit zwei flachen Stufen auf der Gegengerade, wo aber niemand stand. Zur Halbzeit führte Lerchenberg in einem ausgeglichenen Spiel mit 1:0 und gab im zweiten Durchgang das Heft plötzlich komplett aus der Hand, ließ drei Gegentreffer in zehn Minuten zu und verlor am Ende gar mit 1:4. Zehn Minuten nach Spielende holte mich der Schienenersatzverkehr wieder ab.

Mittwoch, 21. März 2018

21.03.2018
Hessenpokal - Halbfinale (D)
FC Eddersheim - Hessen Kassel 1:2
Sportplatz an der Staustufe (Eddersheim)
1.600 Zuschauer (300 Gäste)
Seit vier Monaten stand fest, dass es im Hessenpokal-Halbfinale zum Spiel zwischen Eddersheim und Kassel kommen würde und seit vier Monaten schwirrte uns allen im Kopf herum: Bloß da nicht ausscheiden! Denn auf dem Papier sah es einfach aus: Zwei Klassen Unterschied. Aber zur Realität gehörte auch, dass Eddersheim Tabellenführer ist - seit 22 Pflichtspielen ungeschlagen. Und wahrscheinlich werden sie in die Hessenliga aufsteigen, wohin der KSV als Vorletzter absteigen könnte und schon war es das mit dem Klassenunterschied. Vorsicht war also geboten.
Doch der KSV ging mit der nötigen Seriosität an die Sache. Begleitet wurde die Mannschaft von etwa 300 Fans, die die 200 Kilometer an einem Mittwochabend auf sich genommen hatten. Das waren in etwa so viele KSV-Anhänger wie an einem Samstag nach Offenbach gefahren waren, was den hohen Stellenwert des Pokals aufzeigt. Auf Eddersheimer Seite war auch jede Menge los. 1.600 Zuschauer hat man hier im Dorf auch nicht gerade jede Woche. Niemand wollte sich das Spiel entgehen lassen, bei jedem Bäcker und bei jedem Friseur hingen die Spieltagsplakate im Schaufenster.
Ist schon toll, wenn man als großer Verein angekündigt wird, Hessen Kassel als eines der sportlichen Aushängeschilder dieses schönen Bundeslands. Auf dem Rasen hatte Kassel das Spiel ganz gut im Griff, allerdings gelang im ersten Durchgang noch kein Tor, sodass es auch nach 45 Minuten im Grunde völlig offen war, wer hier weiterkommen würde. Eine gelungene Aktion könnte reichen. Und dann gab es plötzlich zwei gelungene Aktionen und es stand 2:0 für den KSV. Der Eddersheimer Anschlusstreffer kurz vor Schluss kam zu spät. Kurzes Zittern, Abpfiff, Jubeln! Nach drei Jahren steht Kassel wieder im Finale.

Donnerstag, 15. März 2018

15.03.2018
EuropaLeague - Achtelfinale
Viktoria Plzeň - Sporting CP 2:1 n.V.
Stadion města Plzně (Pilsen)
9.370 Zuschauer (400 Gäste)
Im Gegensatz zum Hinspiel, als ich mich in Lissabon aufhielt und abends einfach zum Spielort fuhr, kam beim Rückspiel richtiges Europapokal-Feeling auf, denn eine stundenlange Anreise stand auf dem Programm. Mit einem voll beladenen Auto wurde in den Osten gedüst, dort deftig gegessen und zur Stadtbesichtigung blieb auch noch Zeit. Herrlich! Abends ging es dann ins zentrumsnahe Stadion, wo die heimische Viktoria antrat, das 0:2 aus dem Hinspiel in Lissabon aufzuholen. Und ich hatte das Hinspiel gesehen und wusste: Ganz unmöglich ist das nicht.
Die Tickets hatte ich in Lissabon direkt bei Sporting besorgt und so ging es in den Gästeblock. Wo ich denn herkomme, hatte mich ein Ordner beim Einlass gefragt. Der gute Mann bekam am Abend wohl die verschiedensten Antworten, denn die Sporting-Anhänger waren nicht nur aus Portugal, sondern aus halb Europa angereist. Vielleicht 100 Grün-Weiße kamen wirklich aus Lissabon. Die Stimmung im Block war ganz gut, aber es galt dasselbe wie schon im Hinspiel: Es eskalierte nicht. Die allgemeine "Wir werden schon weiterkommen"-Stimmung hielt sich hartnäckig.
Auf der Gegenseite brachten die Fans aus Pilsen auch diesmal nicht viel zustande. Eine Kurve, die man kaum hörte und nicht einmal 10.000 Zuschauer im Stadion einer 170.000-Einwohner-Stadt. Als einzige Entschuldigung dienen die gesalzenen Ticket-Preise. 27 Euro für den günstigsten Platz, 35 Euro für den Gästeblock. Immerhin auf dem Rasen zeigte sich Pilsen verbessert und traf gleich mal zum 1:0. Sporting hätte nur ein Tor gebraucht, um die Hoffnungen der Viktoria zu zerstören, doch heute scheiterten sie teilweise dramatisch und immer wieder aus besten Positionen.
Eine Verlängerung, die es nur beim Endstand von 2:0 geben würde, wollten wir auf gar keinen Fall, denn das Auto stand auf einem beschrankten Supermarktparkplatz, der um 22 Uhr schloss und am nächsten Tag musste ein nicht unerheblicher Teil der Reisegruppe zur Arbeit. Doch natürlich kam es wie es kommen musste: 2:0 für Pilsen und Sporting scheiterte selbst per Elfmeter. Einfach nur bitter und inzwischen auch dämlich. Zum neunten Mal in meinem Leben sah ich ein Spiel in der Verlängerung, allerdings zum ersten Mal im Europapokal. Warum ausgerechnet heute?
In der Verlängerung gelang es Sporting dann plötzlich doch, ein Tor zu erzielen und endlich rastete der Block so richtig aus. Der Zahn war gezogen, Pilsen konnte nichts mehr entgegensetzen. Nach dem Spiel durchbrachen wir erfolgreich eine Polizeikette, um das Auto rechtzeitig vom Parkplatz zu retten und schon viereinhalb Stunden später erreichte ich in der tiefen Nacht den Startort, an dem wir vor 18 Stunden aufgebrochen waren. Eine Europapokaltour, wie sie im Buch steht.

Mittwoch, 14. März 2018

14.03.2018
Südwestpokal - Halbfinale (D)
TSV Gau-Odernheim - Alemannia Waldalgesheim 0:1
Sportanlage an der Petersberghalle, KR (Gau-Odernheim)
750 Zuschauer
Gau-Odernheim ist im Fußball-Rausch. Im letzten Jahr stieg man in die Landesliga auf und nun schaffte man es sogar bis ins Pokal-Halbfinale. Dort traf man auf die klassenhöhere Alemannia aus Waldalgesheim. Es gibt zwei Sportplätze auf der Anlage des TSV. Beide jedoch ohne nennenswerten Ausbau, sodass man dem Ansturm der Zuschauer kaum gewachsen war. Das ganze Dorf wollte miterleben, wie ihr TSV etwas historisches schaffen konnte. Und tatsächlich wäre ein Sieg nicht unverdient gewesen. Gau-Odernheim war mindestens gleichwertig.
Doch auch im Pokal gewinnt die Mannschaft, die mehr Tore erzielt. Und weil der TSV das Toreschießen versäumte, reichte der Alemannia ein Geniestreich kurz vor Ende der Partie, um ins Endspiel einzuziehen und vom DFB-Pokal zu träumen. Wirklich schade für Gau-Odernheim. Aber vielleicht nutzen sie ja die Gunst der Stunde, dass ihnen im Moment viele Menschen im Ort wohlgesonnen sind und bauen noch eine kleine Tribüne. Das war nämlich das einzige, was an diesem spannenden Pokalabend fehlte.

Sonntag, 11. März 2018

11.03.2018
7. Liga (P)
SL Olivais - CD Belas 1:0
Campo Branca Lucas (Lissabon)
80 Zuschauer
Ich mag Tribünen, die eher in die Höhe als in die Breite gebaut wurden. Man hat einfach einen schönen Überblick. Beim SL Olivais kam ich somit voll auf meine Kosten. Wobei: Eintritt musste ich gar nicht bezahlen. Kostenlos durfte ich den Campo Branca Lucas betreten, in dem heute ein attraktives Siebtligaspiel auf die Zuschauer wartete. Denn die Tabellennachbarn kämpfen beide um den Aufstieg in die 6. Liga. Neben der großen Haupttribüne gibt es auf derselben Seite noch einige Steh- und Sitzplätze, dazu noch hinter einem Tor einige Stehränge.
Die kleine Fanszene von Olivais hatte sich allerdings dort zusammengefunden, wo es keine Stufen gab, sondern einen Bierstand mit Imbiss. Sie standen so vor der Kneipe, dass sie kaum zu sehen waren, lediglich ihre Fahne wehte durch den Wind. Zu hören waren sie allerdings schon immer wieder. Es mögen etwa zehn Fans gewesen sein, die wohl in erster Linie zum Biertrinken gekommen waren, wie auch ihre Fahne verriet. Auf das Spielgeschehen reagierten sie nämlich gar nicht. Schade. Das wäre ein schöner Ort für eine kleine Pöbelszene gewesen.
Die Zuschauer auf der Tribüne interessierten sich schon eher für das Spiel. Die Partie war spannnend und ausgeglichen. Man neutralisierte sich und es gab nur wenige Torchancen, ein großer Kontrast zum Spiel am Vortag. Ich befürchtete lange Zeit, dass es ein torloser Nachmittag bleiben würde. Doch Mitte der zweiten Halbzeit schoss Olivais einmal beherzt aufs Tor, der Towart ließ in die Mitte abprallen, sodass ein Angreifer den Nachschuss aus etwa 20 Metern in die Ecke schlenzte. 1:0 - das reichte zum Sieg. Olivais kletterte in der Tabelle an Belas vorbei.
Wie auch in den Vortagen wechselten sich Sonne und Regen ständig ab, sodass ich während des Spiels gleich zweimal einen Regenbogen zu sehen bekam. Der Regen sorgte auch dafür, dass Teile des Stadions ziemlich unter Wasser standen. Beim schlimmsten Platzregen flüchteten beinahe alle Besucher auf die zwei Reihen VIP-Sitze ganz oben auf der Tribüne, die leider wie auch andere Teile des Stadions ziemlich zugemüllt waren. Marode und baufällig ist ja schön und gut, aber dieses Stadion hinterlässt auch den Eindruck eines ungepflegten Sportplatzes.

Samstag, 10. März 2018

10.03.2018
[U19] 5. Liga (P)
CD Olivais e Moscavide - Talaíde 7:1
Estádio Alfredo Marques Augusto (Moscavide)
60 Zuschauer
Vor drei Monaten wurde der neue Kunstrasen im Estádio Alfredo Marques Augusto verlegt. Und was für einer! Der Kontrast zwischen den hellgrünen und den dunkelgrünen Streifen ist beträchtlich, man könnte auch sagen: übertrieben. Der Naturrasen vorher passte besser zum restlichen Stadion, das einen maroden Charme versprüht und stolz von vergangenen Zeiten erzählt, als CDOM einige Jahre in der zweiten Liga spielte. Mittlerweile heißt die Realität sechste Liga und wiederum bedeutete das für mich, das Stadion guten Gewissens auch mit der U19 besuchen zu können.
Diese U19 legte dann einen Auftritt hin, der ein bisschen an das erinnerte, wonach es hier auf diesem Rasen ohnehin aussah: An ein Computerspiel. Es wurde ein komplett körperloses Hacke-Spitze-Einszweidrei mit Übersteiger in quasi jeder Szene geboten. Es schien eher ein Showkampf zu sein, den Olivais e Moscavide am Ende gegen seinen Sparringspartner mit 7:1 gewann. Und ja, auch wenn das Niveau in der fünften U19-Liga überschaubar ist und immer wieder Fehler passieren, waren einige Tricks sehr schön anzusehen und so manches Tor wunderbar herausgespielt.
Die Tragik dieses Nachmittags war allerdings, dass es trotz dieser Spielweise zwei Verletzte gab. Der erste Gäste-Verteidiger rutschte beim missglückten Versuch, ein Tor zu verhindern, mit voller Wucht gegen die hintere Torlatte. Und in der zweiten Halbzeit passierte einem weiteren Abwehrspieler genau dasselbe. Allein das zeigt, wie hier die Tore erzielt wurden: Nicht etwa draufgedroschen, sondern immer nochmal elegant den Torwart umspielt und lässig eingeschoben, sodass sich die Verteidiger noch in der Lage wähnten, das Tor durch eine Rutscheinlage zu verhindern.
Eine herrliche Randnotiz dieser Partie war übrigens, dass die einzige Rückennummer, die hier doppelt - also auf beiden Seiten jeweils einmal - vorkam, die 49 war. Ob es das wohl schonmal irgendwo gab? Die Extravaganz machte auch vor den Nummern nicht Halt. CDOM schickte fast ausschließlich 40er und 50er-Nummern aufs Feld, während bei Talaíde die Nummern von 4 bis 87 ganz gut verteilt waren. Es war jedenfalls ein unterhaltsamer Nachmittag mit einem kuriosen Spiel in einem schönen Stadion - und das alles kostenlos! Viel besser, als das Benfica-Spiel am Abend für 25 Euro zu sehen, bei dem so viel erwartbares passierte.

Freitag, 9. März 2018

09.03.2018
2. Liga (P)
SL Benfica B - Académica de Coimbra 0:4
Caixa Futebol Campus (Seixal)
397 Zuschauer (150 Gäste)
Aus einer Reihe ganz interessanter Mannschaften in der zweiten Liga ragt Académica Coimbra deutlich heraus. Deshalb wollte ich mir deren Gastspiel im nahen Seixal bei der Benfica-Reserve nicht entgehen lassen. Der Absteiger, der den direkten Wiederaufstieg anstrebt, wurde erwartungsgemäß von vielen Fans begleitet. Schade war nur, dass alle Zuschauer auf derselben Tribüne Platz nehmen mussten, sodass die Gästefans nur schlecht zu sehen waren. Aufgrund des schlechten Wetters war es für Coimbra natürlich gut, dass sie unter das Dach durften.
Trotzdem fragt man sich natürlich, warum die Hintertor-Tribüne überhaupt gebaut wurde. Einen Gegner, der mehr Fans hierher mitbringt als Coimbra, den gibt es nicht. Bei meinem Erstbesuch im September 2013 wurde die Tribüne gerade gebaut, auch während des laufenden Spiels, sodass ich bei den Arbeiten live dabei war. Ob aber hinter dem Tor jemals jemand gesessen hat - ich weiß es nicht. Insgesamt war das Stadion mit nicht einmal 400 Zuschauern für ein Zweitligaspiel schon sehr schlecht besucht. Wobei es natürlich auch wirklich ungünstig gelegen ist.
Dazu kam wieder einmal das Wetter. Bei starkem Sturm und immer wieder Platzregen war es einfach kein großes Vergnügen, die Überfahrt mit dem Boot von Lissabon auf die andere Flussseite auf sich zu nehmen. Ich hatte den Eindruck, dass die Besucher fast ausschließlich mit dem Auto gekommen waren und zum Großteil wohl auch auf der südlichen Seite des Rio Tejo wohnen und sich darüber freuen, für Benfica-Spiele nicht so weit fahren zu müssen. Diesmal freuten sich aber nur die Gäste: 4:0 hieß es am Ende. Eine klare Sache, doch der Aufstiegskampf ist noch lange nicht entschieden.

Donnerstag, 8. März 2018

08.03.2018
EuropaLeague - Achtelfinale
Sporting CP - Viktoria Plzeň 2:0
Estádio José Alvalade XXI (Lissabon)
26.090 Zuschauer (50 Gäste)
Sporting ist die letzte verbliebene portugiesische Mannschaft im Europapokal und mit Viktoria Pilsen als Gegner im Achtelfinale schien die Aufgabe machbar. Doch vielleicht nahm Sporting das Ganze ein bisschen zu leicht. Es wurde vertrödelt hin und her gespielt. Ganz nach dem Motto: Am Ende werden wir ja sicherlich sowieso weiterkommen, denn wir sind ja auf dem Papier der klare Favorit. Und so kam es dann auch zu einem 2:0-Erfolg, doch gegen komplett harmlose Gäste hätte man hier noch viel mehr holen können, um noch beruhigter zum Rückspiel zu fahren.
Etwa 50 Fans waren aus Tschechien angereist. Sie machten nur sehr sporadisch auf sich aufmerksam, waren aber zu meinem Glück im Oberrang untergebracht, sodass ich sie gut sehen konnte. Auf der anderen Seite gab es im Heimblock einige Lücken, doch immerhin wurde dort komplett durchgesungen. 90 Minuten lang erfreuten schöne Melodien meine Ohren, aber wirklich eskaliert ist es auch nach den Toren nicht. Und so war es sowohl auf den Rängen als auch auf dem Rasen gleichermaßen solide, ohne dass nun wirklich überraschendes passiert wäre.
Die Tickets kosteten mit 17 Euro für den günstigsten Platz weniger als die Hälfte dessen, was Sporting-Fans beim Rückspiel in Pilsen für den günstigsten Platz ausgeben müssen. Noch ein Grund mehr, in diesem Duell für die Portugiesen zu sein, während Pilsen vielleicht einfach einsehen sollte, dass im Achtelfinale Schluss für sie ist. Trotzdem: Ich war mir noch nicht sicher, dass Sporting diese Begegnung wirklich für sich entscheiden würde und kaufte mir an der Stadionkasse Karten fürs Rückspiel...

Sonntag, 4. März 2018

04.03.2018
3. Liga (P)
UD Vilafranquense - CD Mafra 1:2
Campo do Cevadeiro (Vila Franca de Xira)
500 Zuschauer (80 Gäste) 
Mein Mittagsspiel in Queluz war abgesagt worden, weil die Gäste von der Insel Madeira wegen des schlechten Wetters nicht anreisen konnten. Also ging es statt eines hektischen Dopplers ganz entspannt zum Spitzenspiel der dritten Liga zwischen Vilafranquense und Mafra. Zweiter gegen Erster, drei Punkte Unterschied, noch acht Spieltage. Für Spannung war also gesorgt. Und so erlebte ich auf dem Weg zum Stadion schon eine ganze Menge Vorfreude. Fans beider Vereine strömten zum Eingang, für dritte portugiesische Liga sind 500 Zuschauer ein sehr guter Wert.
Die Begeisterungsfähigkeit der Anhänger von Mafra hatte ich ja schon kennengelernt. Nun sah ich sie bereits zum vierten Mal, jedes Mal mit der Hoffnung auf den Aufstieg. Auch dieses Mal kam ich gerade rechtzeitig an, als der Fanbus anrollte. Innen trommelten die Grün-Gelben gegen die Scheiben, von außen wurde ihnen von bereits eingetroffenen Gästen zugewunken. Bei Mafra hat man immer den Eindruck, dass sie tierisch Lust darauf haben, ihr Team spielen zu sehen. Vollkommen wild und kopflos vor Aufregung liefen sie hin und her, dabei gab es doch nur einen Eingang.
Auf beiden Seiten formierten sich kleine Fangruppen mit etwa 15 Anhängern, die einige Lieder zum besten gaben. Auf der Hauptseite gibt es eine überdachte Tribüne, auf der Gegengerade vier unüberdachte Stufen. Gewissermaßen Standard für die dritte Liga, aber nichts besonderes. Es gibt besseres, aber auch schlechteres. Immerhin konnte man sich über Naturrasen freuen, dem allerdings der immer wieder einsetzende Starkregen genauso zu schaffen machte wie den Gästefans auf der Gegengerade. Das Spiel war ausgeglichen, zur Pause stand es 1:1.
Das Spiel war fast zu Ende und jeder hätte sich mit einem Punkt arrangieren können, da griff der Schiedsrichter entscheidend ein. Er gab Elfmeter für Mafra und eine Rote Karte für Vilafranquense. Niemand wusste so genau warum. Das erregte einige Beteiligte so sehr, dass es zu einer weiteren Roten Karte für einen Verteidiger kam und der Trainer auf der Tribüne musste. Vielleicht war alles gerechtfertigt, aber es war doch ein entscheidender Eingriff in den Aufstiegskampf, denn Mafra verwandelte den Elfmeter und verwalte das Ergebnis in doppelter Überzahl problemlos.
Die Zuschauer waren natürlich überhaupt nicht einverstanden. Was in den Schlussminuten im kleinen Sportpark los war, war beeindruckend. Der Linienrichter wurde von einer kleinen Gruppe auf Schritt und Tritt verfolgt, damit er maximal beschimpft werden konnte. Es flog ein brennender Bengalo aufs Feld. Nach dem Spiel wurden dem Schiedsrichtergespann, das von der Polizei geschützt werden musste, Regenschirme und Flaschen entgegengeschleudert. Die Menschen waren enttäuscht, denn nun steht der Titel für Mafra fast schon fest. Deren Siegesfeier ging leider ein wenig unter.

Samstag, 3. März 2018

03.03.2018
[U19] 5. Liga (P)
SF Palmense - FC Outurela 0:2
Campo José Ramos (Lissabon)
40 Zuschauer (10 Gäste)
Die Entscheidung, mir dieses auf den ersten Blick nur mäßig interessante U19-Spiel anzuschauen, fiel aufgrund der geographischen Lage. Der Campo José Ramos liegt im Stadtgebiet von Lissabon und ist mit der Metro sehr gut zu erreichen. Vor Ort stellte ich dann fest, dass sich die Wahl gelohnt hatte. Denn auf anderen Fotos, die man im Internet so finden konnte, war nicht ersichtlich, dass es eine kleine Tribüne gibt, doch tatsächlich kann man es sich auf sechs Stufen auf beinahe der gesamten Hauptseite bequem machen.
Im Hintergrund erzeugen einige graue Hochhäuser zudem ein charmantes Ghetto-Feeling. Da die Herren-Mannschaft von Palmense nur sechstklassig spielt, war es zu verschmerzen, das Stadion mit der U19 zu besuchen. Etwa 40 Zuschauer, zumeist Angehörige der Spieler, waren ebenfalls gekommen, um sich den Kick anzuschauen. Die Gäste aus Outurela konnten dabei ihrer Favoritenrolle gerecht werden und kamen gegen den Vorletzten zu einem 2:0-Erfolg, zahlreiche Torchancen wurden zudem ausgelassen.
Eintritt wurde nicht verlangt, daher genoss ich meine Freiheit und besuchte in der Halbzeitpause eine angrenzende Pastelaria, um eine Cola zu trinken und mir im Fernsehen die hohen Wellen an der Südküste anzusehen. Die unbeständigen Wetterverhältnisse waren das beherrschende Thema an diesen Tagen in Portugal und sollten auch meine Pläne für die nächsten Tage beeinflussen. An diesem Nachmittag hatte ich aber einfach Glück, dass die beiden regenfreien Stunden genau zwischen 15 und 17 Uhr lagen und somit während der besuchten Partie.